Es ist einige Zeit vergangen seit meinem letzten Beitrag. Aber jetzt möchte ich einige Gedanken mit Euch teilen.
Nach einer erlebnisreichen ersten Hälfte meines Freiwilligenjahres habe ich nun ein Gefühl des Ankommens. Ich bin froh, hier zu sein, auch wenn es nicht immer leicht ist. Ich habe eine freundliche und aufgeschlossene Gastfamilie, die ich zu einem späteren Zeitpunkt hier vorstellen werde, und langsam sogar costa-ricanische Freunde.
In den ersten Monaten war alles sehr neu und abenteuerlich. Ich hatte kaum Zeit oder Vorstellungen, worauf ich mich überhaupt eingelassen habe. Die Zeit raste an mir vorbei. Ich habe mein Projekt kennengelernt, die Menschen, die dort arbeiten und auch meine deutsche Kollegin. Ich reiste an wunderschöne Orte und lernte eine neue Sprache.
Nach sechs Monaten in einem anderen Land beginnt an diesem Punkt eine neue, ganz andere Erfahrung. Man hat das Gefühl, dass die Zeit langsamer vergeht, Prozesse stagnieren und die Euphorie, Aufregung und Neugier des Anfangs sind weniger geworden, wenn nicht sogar verschwunden, bzw. verwandelt. Die vielen Höhen und Tiefen des Erlebens hier, haben mir viel beigebracht. Diese Reise in eine andere Welt, zu fremden Menschen, einer fremden Sprache, für eine lange Zeit woanders zu leben und zu arbeiten, ist augenöffnend und vor allem eine Begegnung mit mir selbst. Es ist nicht einfach, hier einen Anfang zu finden. Ich habe fast sechs Monate gebraucht, um Anschluss zu bekommen, um Freunde zu gewinnen. Ich lerne zwar viele Menschen kennen, doch richtige Freunde oder Leute mit denen ich mich gut verstehe zu finden, ist schwierig. In der Anfangszeit hat mir auf jeden Fall die Sprache einiges erschwert.
Es gibt viel Zeit, in der mich Gedanken umtreiben, denn ich bin auch oft alleine und habe viel Langeweile. Wenn es mir nicht gut geht, muss ich mich alleine um mich selber kümmern und kann nicht einfach meine Eltern oder Freunde anrufen. Doch auch diese Erfahrung ist lehrreich.
Letztendlich bin ich froh, nicht aufgegeben zu haben und einfach wieder nach Hause gefahren zu sein. Einige von unseren Freiwilligen haben es nicht geschafft, u.a. war Heimweh ein Grund. Durch meine Gastfamilie, meine Familie zu Hause, meine Freunde und Kollegen, konnte ich immer wieder Mut schöpfen. Im Moment schleicht sich ein bisschen Furcht vor dem Ende der Reise ein, das merkwürdige Gefühl, diese Zeit in der Vergangenheit zu haben und alles ist nur noch Erinnerung.
Bei meinen Unternehmungen ist mir aufgefallen, dass das Costa Rica, das man als Tourist kennenlernt, nicht das wahre Costa Rica ist. Der US-Amerikanische Einfluss ist deutlich zu spüren. Jeder Ort, an dem viele Touristen sind, ist nicht Costa Rica, es gibt überall nur amerikanische Geschäfte, Restaurants mit europäischer Küche oder deutsche Bäckereien. Überall wird Englisch gesprochen und alles kostet das Dreifache. An viele Orte möchte ich gar nicht mehr, weil es dort nicht schön ist und sehr anstrengend. Doch durch die Menschen, die ich hier kennenlerne, komme ich auch in Gegenden, die man nicht kennt oder im Internet findet. Ein Kollege aus unserem Projekt wohnt auch hier in Liberia, gleich in der Nachbarschaft von Daniela. Er hat uns wirklich schöne Areale gezeigt, die hier ganz in der Nähe sind. Wir haben uns zusammen den Sonnenuntergang auf Hügeln nah bei Liberia angeguckt oder sind zum Fluss Coyote gefahren. Alles Landschaften die kaum jemand kennt und die wunderschön sind. Auch mit meiner Gastfamilie habe ich einige schöne Ausflüge gemacht.